Die Krankheit und ihre Symptome

(c) Textteile von Gosia, Dani(Lela) und Stefan von ratfrett mit freundlicher Genehmigung, zusammengefasst und ergänzt durch tina_6500

Diabetes oder Zuckerkrankheit ist eine Stoffwechselerkrankung bei der der Blutzuckerwert aufgrund von Insulinmangel oder Insulinresistenz zu hoch ist. In weiterer Folge steigt auch der Glukosewert im Urin. Es gibt zwei Haupttypen von Diabetes: den erblich bedingten Typ 1, der meist schon in früher Jugend ausbricht und deswegen auch als "Jugenddiabetes" bezeichnet wird und den auch als "Luxusdiabetes" oder "Altersdiabetes" bezeichneten Typ 2, der meist erst später ausbricht.

Bei Typ 1 sind die β-Zellen in der Bauchspeicheldrüse erblich bedingt großteils zerstört und können (fast) kein Insulin mehr produzieren. Beim Menschen wird in diesem Fall Insulin gespritzt. Dies ist bei Zwerghamstern leider nicht möglich. Wir gehen davon aus, daß die Bauchspeicheldrüse umso stärker geschädigt ist, je früher sich Symptome zeigen. Die Erfahrungen von Campbell-Züchtern zeigen, daß die Veranlagung zu Diabetes vererbt werden kann, aber nicht die Krankheit selbst. Dh. es muss nicht passieren, dass die Nachkommen von Eltern/Großeltern mit Diabetes auch an Diabetes erkranken werden. Es gibt aber auch keine Garantie, dass Jungtiere von Eltern, die nicht an Diabetes erkrankt sind, selbst kein Diabetes bekommen werden. Es erkranken öfter Weibchen als Männchen und diabeteserkrankte Weibchen sterben früher als Männchen. Ausnahmen sind jedoch immer möglich. Die Prognose bei Zwerghamstern mit Typ 1 Diabetes ist leider sehr schlecht, meist sterben die Tiere schon sehr jung (jünger als 1 Jahr).

Bei Typ 2 ist meist ein Großteil der β-Zellen noch halbwegs in Ordnung bzw. hat der Körper (zb. durch Übergewicht oder zu zuckerhaltige Ernährung) eine Insulinresistenz entwickelt. In diesem Fall kann oft gut mit Diät, Gewichtsreduktion und oralen Medikamenten (Tabletten) behandelt werden. Nach Erfahrungen in diversen englischsprachigen Foren kann man bei Zwerghamstern, bei denen die Diabetes erst nach dem 5. Lebensmonat ausbricht von Typ 2 Diabetes ausgehen, da dann meist die Behandlung mit Tabletten sehr gut anschlägt.

Nach Züchtererfahrungen gibt es bei Hamstern zwei kritische Lebensphasen für den Ausbruch von Diabetes:
  • 3. - 4. Lebensmonat
  • 10. - 12. Lebensmonat



Symptome:

Der Zwerghamster trinkt und pieselt viel, der Urin riecht oft auch süßlich. Das kann ein Symptom für Diabetes oder eine Blasenentzündung sein. Wenn das Tier viel (mehr als 3ml pro Tag) trinkt sollte daher ein Combur 5 Urintest zur Diagnose durchgeführt werden. Weiters haben Diabeteshamster oft starkes Krallenwachstum und sind wechselnd entweder Hyperaktiv (hibbelig) oder Lethargisch (müde). Bei Typ 1 Diabetes kommt es oft zu starkem Gewichtsverlust innerhalb kürzester Zeit. Typ 2 geht dagegen meist mit Fettleibigkeit einher (bzw. wird Diabetes u.a. durch Übergewicht ausgelöst).


Krankheitsverlauf:


Die Trinkmenge steigt mit fortschreitender Erkrankung an, der Hamster trinkt schnell 10ml, 20ml, 30ml pro Tag. Eine Recherche in Halterberichten in deutschsprachigen Foren hat ergeben, daß das Tier nicht mehr lange zu leben hat, wenn es erstmal sein eigenes Körpergewicht oder mehr pro Tag trinkt, da es dann bald zu Nierenversagen kommt.

Das Fell kann im Verlauf der Krankheit struppig werden und es kann vermehrter Juckreiz auftreten. Oft wird der Hamster direkt nach dem Fressen des Trockenfutters müde; tlw. schlafen die Tiere dann sogar völlig ungeschützt "mitten im Käfig". Außerdem kann es zu weiteren Nebenerkrankungen kommen.

Englische Foren beschreiben, daß die Tiere oft auf Licht empfindlich reagieren und die Augen zukneifen. Tiere die von ständigem Durst geplagt sind schlafen oft direkt neben der Tränke/dem Wassernapf. Ebenso wird unstillbarer Hunger bei gleichzeitigem Gewichtsverlust beschrieben - dies tritt dann auf, wenn die Tiere die Nahrung nicht mehr verstoffwechseln können und in die Ketose oder Ketoazidose fallen. Sie dehydrieren dann auch sehr schnell, da durch das viele Trinken und Pieseln der Elektrolythaushalt völlig durcheinanderkommt.

Generell kann man sagen, daß erhöhte Zuckerwerte erst zu Hyperaktivität führen und wenn sie weiter steigen zu Lethargie. Je nach Tagesverfassung wird der Hamster also sehr hibbelig oder schläfrig, die Werte können jeden Tag schwanken. Steigen die Zuckerwerte mit fortschreitender Erkrankung noch weiter an, verfallen die Tiere kurz bevor sie sterben in einen komatösen Zustand, die Giftstoffe werden nicht mehr gefiltert und das Gehirn wird durch die Giftstoffe ausgeschaltet. Ein Tier in so einem Zustand bekommt meist nichts mehr mit und wird innerhalb von wenigen Stunden versterben. Dann ist keine Hilfe mehr möglich (man kann das Tier vom TA einschläfern lassen, das entscheidet der Tierhalter selbst).


Gründe für vermehrte Fälle von Diabetes:

  • Campbell-Zwerghamster stammen, genauso wie Degus (Octodon degus) oder Fette Sandratten (Psammomys obesus) aus kargen Gebieten und ihr Organismus ist auf die Verwertung zuckerarmer Nahrung spezialisiert. Typisch für Lebewesen aus kargen Gebieten (dies gilt zb. auch für viele Menschen in der sog. "3. Welt") ist eine zu einem gewissen Grad angeborene Insulinresistenz, dadurch werden sie zu "guten Futterverwertern". Deswegen kann eine falsche Ernährung die Erkrankung auch bei Nicht-Diabetikern aller Zwerghamster-Arten fördern oder auslösen.
  • Unverantwortliche Zucht nur auf Farbe. Den Campbell-Zwerghamster gibt es in vielen attraktiven Farbvarianten. Zugunsten einer tollen oder neuen Farbe wurde teilweise die Diabetes-Problematik in den Hintergrund gerückt. Außerdem wurden viele Hybriden gezüchtet um auch beim Dsungarischen Zwerghamster neue Farbschläge zu erhalten. Zusammen mit dem nicht ausreichenden Testen konnte sich die Krankheit damit über längere Zeit relativ ungehindert in der Population ausbreiten.
  • Bei Mandarinfarbenen Dsungaren ist die genetische Komponente besonders ausgeprägt, da das dominante Gen für Mandarin oft mit Nierenleiden, Diabetes und Fettleibigkeit verbunden ist.
  • Zum Anderen war die Diabetes-Problematik vielen Haltern aber auch Züchtern lange Zeit gar nicht so bewusst und Tiere wurden nicht oder nicht regelmäßig getestet. Einen Urintest sollte man möglichst mehrmals wiederholen. Jetzt wo vermehrt getestet wird, wird damit natürlich auch vermehrt Diabetes entdeckt.

Für Züchter muß daher gelten:

Zuchttiere sollten regelmäßig auf Diabetes getestet und nur im Falle eines negativen Ergebnisses verpaart werden. Genetisch bedingte Diabetes vererbt sich wahrscheinlich rezessiv. Das bedeutet, dass auch zwei negativ getestete Tiere kranken Nachwuchs produzieren können. Jeder Halterinteressent muss diesbezüglich sensibilisiert werden, da es nicht möglich ist, bei Jungtieren eine Voraussage zu treffen, dass sie gesund bleiben. Deshalb ist es wichtig, Jungtiere möglichst lange zu behalten und den zukünftigen Halter zu informieren. Idealerweise bleibt der Kontakt zwischen Halter und Züchter aufrecht, sodass der Züchter über den Gesundheitszustand seiner Abgabetiere (und damit seiner Linie) bescheid weiß.

Käufer
sollten von ihrem Züchter immer einen Diabetestest vor der Übernahme des Tieres verlangen. Nur so kann mit der Zeit das Bewußtsein der Züchter geschärft werden.


Quellen:

Leitfaden für Besitzer Diabeteskranker Hamster:  http://hamstergenetik.jimdo.com/zwerghamster/diabetes/
Diabetes: http://ratfrett.jimdo.com/campbell-zwerghamster-1/diabetes/
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Diabetes_mellitus
Honey Hams Forum: http://pets.groups.yahoo.com/group/HoneyHams/
Hamster Hideout Forum: http://hamsterhideout.com/forum/
Das Hamsterforum http://www.das-hamsterforum.de
Hamsterboard http://www.hamsterboard.de/

Eine weitere sehr gute Beschreibung der Krankheit findet sich hier: Diebrain - Diabetes bei Zwerghamstern


DISCLAIMER
Wichtiger Hinweis! Wir sind keine Tierärzte, sondern nur engagierte Hamsterhalter. Bitte alle Behandlungen und Therapien immer mit einem Tierarzt absprechen.